Ukraine – Wandern in den Karpaten
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Ukraine – Wandern in den Karpaten

Achtung! Es wird etwas länger als sonst… Kannst du bis zum Ende durchhalten? Wir haben es geschafft, also auf in die Karpaten!

Am Morgen des 12. August ging es mit dem Auto los in Richtung der ukrainischen Karpaten. Mit Zwischenstopp in Dresden fuhren wir dann zu Viert einmal quer durch Polen bis an die Grenze zur Ukraine. Da angekommen, bereits schon um die 18 Stunden unterwegs. Geschlafen wird im Auto und die Fahrer werden schön regelmäßig durch gewechselt.

An der Grenze hieß es dann erst einmal warten bis wir endlich durch konnten. Der ganze Act vollzog sich so in Etwa innerhalb von 3 bis 4 Stunden. Endlich drüben, begegneten wir dem etwas aufdringlichen Raststättenkater „Fritz“, der uns nur zu gerne begleitet hätte. Doch für uns hieß es noch weitere 5 Stunden Fahrt, die wir hinter uns bringen mussten. Nach bald 30 Stunden Unterwegs kamen wir dann endlich Mittags am (vorübergehenden) Zielort Yasinya an.

Ankunft Karpaten

Dort trafen wir auf die letzten Beiden, womit unsere Gruppe nun Vollständig war. Es wurde schnell (soweit schnell in unserem Zustand überhaupt möglich war) eingekauft, die Sachen sortiert – wer was trägt, was im Auto bleiben wird usw. – und nach einem Abstellplatz für´s Auto gesucht.

Ukraine – Wandern in den Karpaten

Aussicht von einem unserer Lagerplätze

Diesen fanden wir bei netten Einheimischen im Garten. Welchen wir, mit Händen und Füßen, versuchten verständlich zu machen, dass wir unser Auto gerne für 10 Tage bei ihnen abstellen und es danach wieder mitnehmen würden. Wir bezahlten vorsichtshalber mal mit 500 „Geld“ (wir hatten keinen blassen Schimmer, wie die Währung der Ukraine wirklich heißt), was Hoffentlich als hohe Summe bei den Einheimischen angesehen wird – auch da waren wir uns etwas unsicher. Aber sie schienen zufrieden zu sein und luden uns noch schnell auf einen Vodka und ein Wurst-Käsebrot ein. Dummerweise sind bis auf 2 von uns alle Vegetarier oder Vegan, was sie aber nicht störte, oder vielmehr nicht verstanden. Was soll´s, das Brot war immerhin lecker.

Bis hier her war´s doch easy…

Nach knapp 3 km und 30 Stunden keinen richtigen Schlaf fanden wir unseren ersten Lagerplatz. Nudeln zum Abendessen, dann ein kurzer Besuch 3 kleiner Jungen mit ihren beiden Ponies und nach einer Nacht unter freiem Himmel (mit Mückenplage) würde es dann am nächsten Morgen weiter Richtung Hoverla gehen.

Morgens, von Kühen geweckt, ging es nach einem recht einseitigen Haferflocken-Frühstück rauf in die Berge der Karpaten. In einer zweitägigen Etappe bestiegen wir zuerst den Hoverla – mit 2061Meter der höchste Berg der Ukraine. Vor dem letzten wirklich steilen Stück schlugen wir aber nochmal unser Lager auf und verbrachten die Nacht, ohne Mücken und mit Blick auf den Gipfel, unter einem unglaublich schönen Sternenhimmel auf einer Lichtung kurz vor der Baumgrenze.

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Unser Lagerplatz beim Aufstieg auf den Hoverla

Jetzt kommt der aufregende Teil!

Am nächsten Morgen ging´s dann hoch auf den Gipfel. Die Wanderung war eher eine Art Klettern, was aber – trotz riesigem Wanderrucksack – beim richtigen Tempo sogar wirklich sehr viel Spaß gemacht hatte. Und dieser Steile Aufstieg hat sich dann auch mehr als gelohnt. Die Aussicht von oben war einfach wunderschön, das Mittagessen (Brote mit jeglicher Art von Belag) hat doppelt so gut geschmeckt, wie am Tag zuvor und zusätzlich konnten wir dort oben etwa innerhalb einer Stunde alle 4 Jahreszeiten durchmachen. Denn kurz nach dem Essen zog es plötzlich, von einer Sekunde auf die andere, komplett zu und um uns herum war auf Einmal nur noch eine große weiße Wand. Umso beeindruckender war es, als es wieder aufklarte.

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Auf dem Gipfel – der höchste Punkt der Ukraine

Woraufhin wir uns dann an den Abstieg machten. Aber natürlich nicht bevor ich unzählige Fotos und Videos einfangen konnte. Vom Gipfel wieder runter wanderten wir noch ein paar Kilometer und machten uns so langsam auf die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz.

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Beim Abstieg

Okay, jetzt wird es ganz kurz  etwas ungemütlich

Hier bekamen wir zum ersten und einzigen Mal so wirklich etwas Probleme (auf Grund der Sprachbarriere). Auf unserer Route mussten wir ein Naturschutzgebiet durchqueren, in dem auch eine Art Hostel war mit einem Parkranger der für etwas, was wir nicht verstanden, eine Bezahlung forderte. Mit Russisch und Polnisch hatten wir versucht uns zu verständigen – hatte alles aber nicht gereicht, mit Englisch war es sowieso aussichtslos. Bis sich zu guter Letzt ein junger „Heidelbeersammler“ fand, der für uns übersetzen konnte. Doch wofür der gute Herr das Geld wollte konnte er uns Anfangs auch nicht sagen. Bis sich dann herausstellte, dass wir für den Aufenthalt in dem Naturschutzgebiet zahlen sollten.

Nachdem es in der Zwischenzeit auch schon gut dabei war uns komplett nass zu regnen, entschieden wir kurzerhand einfach die Nacht in dem Hostel, anstatt in der Kothe (eine Art Zelt) zu verbringen. Im Ganzen mussten wir dann, für Hostel und Aufenthalt, 3 Euro pro Person zahlen. Gut, das Hostel war auch wirklich nur ein einfaches Haus mit 3 Tischen und Bänken, als einzige Möbel und geschlafen wurde trotzdem auf Isomatten. Dennoch ist so ein Preis für westliche Verhältnisse einfach nichts. Hier in Deutschland kauft man sich dafür vielleicht 2 Tafeln Schokolade, an eine Übernachtungsstätte nicht zu Denken!

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Das „Hostel“ im Naturschutzgebiet

Bist du noch dabei?

Die Nächste Etappe hielt sich von den Kilometern recht gering. Wir wanderten etwa 8 Kilometer, bis wir an eine traumhaft gelegen Schutzhütte gelangten, wo wir zunächst Mittag machten um dann schließlich den restlichen Tag und die Nacht dort zu verbringen.

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Sonnenuntergang mit Aussicht (direkt hinter der Schutzhüte)

Dieser Tag sollte noch ziemlich verrückt werden und sich unsere Entscheidung noch mehr als lohnen. Kurz nach dem Mittagessen ging der Regen los (übrigens der letzte von insgesamt 2 richtigen Regentagen in den 2 Wochen) und hielt sich den ganzen restlichen Tag über – mit einigen Pausen zwischendrin. Dadurch bekamen wir der Reihe nach Besuch. Von anderen Wanderern, die sich ebenfalls durch die Karpaten schlugen, und Hirten mit ihren Schafen, sowie eine Herde frei laufender Pferde, die aber offensichtlich jemandem gehörten. Ein sehr abwechslungsreicher Tag der offenen Tür, obwohl wir so weit oben, mitten in den Karpaten der Ukraine in einer kleinen Hütte bei grausamen Wetter saßen.

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Die „Tag der offenen Tür“-Schutzhütte

Am Tag darauf ging es an den ersten Abstieg, wir mussten mal wieder zurück Richtung Zivilisation und unsere Vorräte auffrischen. Um die 20 Kilometer bergab ging es an dem Tag, was meinen Knien doch sehr zu schaffen machte. Ziemlich traurig, ich als jüngste der Truppe humpelte den Berg runter wie eine uralte Frau. Immerhin hatte ich meine Bandagen mit dabei (ohne die ich es dort sicher auch nicht überlebt hätte). Also ein kleiner Tipp am Rande, mit Knieproblemen in den Bergen, mit recht viel Gepäck, wandern zu gehen ist nicht unbedingt die beste Idee… habe ich mal „gehört“ oder so 😉

Gleich gibt es ein Eis

Ziemlich am Ende Kamen wir dann am frühen Nachmittag in Kvasy an, wo wir als erstes endlich zu Mittag aßen und anschließend einkaufen gingen. Was wiederum eine Herausforderung an sich darstellte. Unglaublich viele Läden, aber alle ziemlich klein, ein klitzekleines Geldproblem und wir alle waren zudem komplett fertig. Ach ja, das mit der Sprache war natürlich auch noch so eine Sache. Denn die ganzen Läden waren so aufgebaut, dass hinter dem Tresen die ganzen Lebensmittel usw. waren und wir sagen mussten was genau wir wollten. Zum einen hatten wir, aus der Ferne, nicht den geringsten Schimmer was in welcher Verpackung drin war, zum anderen wie wir sagen sollten, was davon wir nun wollten. Aber die Verkäuferinnen waren sehr nett und überaus geduldig mit uns. Jetzt gibt es auch das versprochene Eis! War ganz lecker… 😉

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Der 2. richtige Aufstieg (wir haben um die 900Hm zurückgelegt, bevor dieses Bild entstand)

Die Nacht verbrachten wir am Rand von Kvasy und am nächsten Morgen ging es dann wieder hinauf in die Berge. An diesem Tag legten wir über 900 Höhenmeter zurück, was unglaublich anstrengend war, bei recht hohen Temperaturen und zudem meine überlastete Achillessehne, vom Abstieg am Vortag. Ja läuft bei mir…

Dafür hatten wir jedoch am Abend wieder einen unglaublich tollen Lagerplatz und wieder einmal eine Sternklare Nacht. Auch wenn uns Abends die Wolken etwas bedrohten, würde es die restliche Zeit, bei uns in den Bergen, nicht mehr regnen.Ukraine – Wandern in den Karpaten

Der Anstieg hatte sich jedoch sehr gelohnt

Es wird nochmal spannend – bleib dran!

Am darauf folgenden Tag wanderten wir den Kamm entlang, was recht angenehm war, weil sich somit die Höhenmeter gering hielten. Unser Lager schlugen wir auf einer großen wiese auf, wo wir auch den kompletten nächsten Tag verbringen würden. So konnte man in Ruhe alles machen, was wir zwar sonst auch taten, aber irgendwie mit einem entspannteren Gefühl. Wir sangen gemeinsam, spielten Karten (eigentlich nur Yaniv), kochten gemeinsam und einige schnitzten auch – ich versuchte mich einfach mal an einem kleinen Delfin, der tatsächlich auch danach aussieht. Also wirklich alles, was wir sonst auch nach dem wandern immer taten. Ach ja, es war auch offizieller Waschtag. Ja, auch in den Bergen, fern ab der Zivilisation gibt es noch so etwas wie Hygiene.

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Die berüchtigte Kothe

Am nächsten Morgen ging es wieder zurück ins Tal. Dieses Mal nicht ganz so steil, aber in etwa gleich weit. Am frühen Nachmittag kamen wir in Rakhiv an. Von dort aus fuhren wir dann mit dem Bus zurück, über Kvasy nach Yasinya. Ach ja, während der Fahrt regnete es noch einmal, was uns ja aber nicht stören sollte, wir waren im Trockenen… Dort angekommen, mussten wir erst einmal wieder raus aus dem Ort und nach einem Schlafplatz suchen. Total am Ende schleppten wir uns wieder nach oben in Richtung Berge. Unser Lager schlugen wir direkt nach dem letzten Hof auf.

Keine Angst, ist gar nicht mehr weit…

Am darauf folgenden Tag wanderten wir wieder weiter hinauf, auf der Suche nach einer vermeintlichen Schutzhütte. Der Weg dort hin schien scheinbar kein Ende zu nehmen, dabei war die Strecke tatsächlich gar nicht so weit… Auf, gedacht, halbem Wege trafen wir auf einen sehr, sehr hilfsbereiten Ukrainer. Dieser dachte, wir wüssten nicht mehr wo lang es geht und dass er uns (da er die Gegend In-und Auswendig kannte) den Weg beschreiben müsste. 

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Beim Aufbau der Kothe – irgendwer hat das Seil etwas zu weit oben angebracht…

Unsere Anstrengungen wurden dann aber doch noch mehr als belohnt! Mit Unmengen an Pfifferlingen, die direkt am Wegesrand und später hinter unserer gelobten „Schutzhütte“ en Masse wuchsen. Ja klar, Ukraine und Pilze sind ne super Mischung. Doch ehrlich gesagt dachten wir nie daran, dass wir die Pilze vielleicht besser nicht essen sollten. Naja uns geht’s allen noch prima und ein Bisschen strahlender durch die Welt zu gehen schadet sicher keinem.

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Irgendwann gelangten wir dann natürlich auch an unsere Schutzhütte, die leider nicht mehr so viel Schutz bot… Was soll´s? Erstmal wurde, so oder so, zu Mittag gegessen. Danach die Kothe schnell aufgestellt und kurz danach ging´s auch schon ans Pilze putzen und Abendessen zubereiten. Mit einer Tasse Kaffee war dann auch das fehlende Dach und der allgemeine Zustand der Hütte verziehen.

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Gekocht wird gemeinsam 

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Eine Schutzhütte (oder so) in den ukrainischen Karpaten…

Wir haben es fast geschafft!

Am nächsten Morgen hieß es zurück zum Auto! Aber natürlich nicht, ohne vorher nochmal fast ganz hoch in die Karpaten zu steigen. So schlimm war´s natürlich nicht und die Aussicht hatte sich durchaus nochmal richtig gelohnt. Der Weg ins Tal runter war auch halb so schlimm – trotzdem anstrengend. Es fühlte sich auch sehr gut an zu wissen, dass man am Nächsten Tag endlich wieder im Auto sitzen und sich, ohne laufen zu müssen, fortbewegen kann. Nicht weit von unserer ersten Lagerstätte entfernt verbrachten wir unsere letzte Nacht in den Karpaten und damit auch die letzte in der Ukraine. Wir hatten einen wunderschönen letzten Abend, mit Kartenspielen (natürlich Yaniv), singen und einfach gemeinsam um´s Feuer herum sitzen.

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Hoverla (2061m)

Home sweet Home ♥

Der nächste Morgen war der Freitag, der zweiten Woche dieser Reise. Es galt nur noch das letzte Stück zum Auto zu laufen und dann würden wir unsere Heimreise antreten. Zurück nach Deutschland, zurück Nachhause. Über Polen und Dresden ging es wieder in den Schwarzwald und zurück in das Leben mit Smartphone und co. Ereichbarkeit 24/7 (was bei mir jedoch tatsächlich nicht der Fall ist, ich werde nur erreicht, wenn ich es auch will…)

Die restliche Heimreise erspare ich euch jetzt, der Bericht ist ohnehin schon viel zu lange! Wenn du es bis hierhin geschafft hast, dann hast du dir wirklich meinen größten Respekt und vor Allem Dank verdient!! Lass es mich doch gerne in den Kommentaren wissen, dann kann ich beruhigt schlafen gehen. (Wenn nur eine/r so weit liest bin ich unglaublich zufrieden – hätte vielleicht besser einen Roman veröffentlichen sollen oder so…) 

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Unser letzter Lagerplatz

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2 Comments

  • Reply Nicki 28. September 2018 at 21:45

    Bis zum Ende gelesen ‍♀️
    War easy zu lesen, bin richtig neidisch, wenn ich die geilen Landschaftsfotos so sehe

    • Reply Salo♥ 28. September 2018 at 21:52

      Danke liebe Nicki! ♥ Dann kann ich jetzt ja beruhigt schlafen gehen… Ja kann ich verstehen, mir geht’s sogar auch so ähnlich, wenn ich sie wieder durchschau ^^

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