Wenn man nichts anderes mehr hört oder liest, als immer nur ein und das selbe Thema, dann kommt einem nichts besseres gelegen, als eine kleine Auszeit in den Schweizer Alpen!
So war das zwar nicht ganz geplant, aber es kommt, wie es nun mal kommt. Eigentlich war der Plan noch einmal in diesem Winter eine kleine Ski-Auszeit zu machen, bevor dann das neue Semester beginnt. Außerdem musste ich meine, beim Ski-Basar ersteigerte, Ausrüstung endlich mal testen.
Auf in die Alpen
Also ging es für meinen Freund und mich, gemeinsam mit meiner Schwester und deren Freund, für ein paar Tage rauf in die Berge. Dass während wir, mitten im nirgendwo, die Pisten runter düsen die Welt von heute auf Morgen auf einmal untergehen zu scheint, hat keiner so wirklich erwartet. Als wir losfuhren war hier bei uns in Deutschland die Lage noch super entspannt – in der Schweiz noch um einiges mehr.
Vom einen Tag auf den anderen wurden plötzlich die Starts für das jetzige Sommersemester auf Ende April gelegt. Und so ging es jeden Tag weiter, aber das muss ich hier ja niemandem mehr erzählen.
Ein kleines bisschen Chaos. Ein großes Stück Glück.
Wir hatten geplant an Zwei von Vier Tagen auf die Piste zu gehen und zwischendrin einen Tag Pause einzulegen. Am ersten Tag war das Wetter einfach Gigantisch. Die Sonne schien den ganzen Tag über und wir hatten eine unglaubliche Sicht über die Alpen. Der Schnee allerdings, war alles andere als Gigantisch. Morgens ging es noch, aber schon gegen Mittag wurde er schwer und nass und die Pisten wurden dadurch immer schlechter zum Fahren.
Am nächsten Tag – ein Freitag und eigentlich der Pause-Tag – entschlossen wir morgens spontan doch noch auf die Piste zu gehen. Denn am Tag darauf sollte das Wetter doch schlechter werden und so hätten wir immerhin noch halbwegs gutes Wetter, sobald der unglaublich dichte Nebel gegen Mittag verschwinden würde. So die Vorhersage.
Nach einem gemütlichen Frühstück ging’s also schon wieder auf die Piste. In der Gondel, die uns rauf auf den Berg brachte, konnten wir von dem eigentlichen Alpen Panorama so rein gar nichts sehen. Wir fuhren durch die dichteste weiße Suppe, die man sich nur vorstellen kann. Daher beschlossen wir zuerst einmal direkt bis ganz oben auf den Gipfel zu fahren – vielleicht ist dort die Sicht ja etwas besser.
So lief es eigentlich den ganzen Tag, immer wieder rauf auf den Gipfel, in der Hoffnung, dass es dort vielleicht schon etwas aufgeklart hatte. Ich würde sagen, ca. 80 Prozent unserer Abfahrten und bei so ziemlich jeder Lift-Aktion, sind wir im Nebel umhergeirrt. Gesehen hat man meistens bis so ca. 5 Meter, wenn überhaupt. Wir waren fast den ganzen Tag mehr oder weniger alleine dort oben in den Bergen. Wenn man mal anderen Menschen begegnete, konnte man sie eigentlich eh nicht sehen.
Zudem war dieses Mal der Schnee echt super! Bis auf die gelegentliche Orientierungslosigkeit war es ein perfekter Ski-Tag in den Bergen. Hin und wieder kam auch die Sonne durch die dicken Nebelschwaden hindurch und uns boten sich gigantische Bilder!
Mit diesem Tag sollten wir noch so viel mehr Glück haben. Denn am Abend kam die Meldung, dass alle Ski-Gebiete in der Schweiz am Wochenende für diese Saison schließen müssten. Bei unserem würde der Betrieb aber noch bis Sonntag regulär laufen (so der Stand am Freitag).
Von unsere Hütte aus konnte man einen Teil des Ski-Gebiets sehen und jeden Morgen um 8 wurden die Gondeln aus ihrem Nachtquartier wieder raus gebracht. An diesem Samstagmorgen mussten wir um 10 Uhr allerdings feststellen, dass noch immer keine Gondeln zu sehen waren. Nach einiger Zeit Recherche mussten wir feststellen, dass doch auch dieses Ski-Gebiet den Betrieb ohne Ausnahme sofort einstellen musste. Zum Glück waren wir doch am Vortag nochmal oben auf dem Berg.
Der Plan dieses Tages wurde für uns aber trotzdem komplett auf den Kopf gestellt. Eigentlich wollten wir noch in ein Schwimmbad mit Aussicht auf die Alpen, doch da hatte uns die Schweizer Regierung einen fetten Strich durch die Rechnung gemacht. Auch sämtliche Schwimmbäder mussten bereits ihre Türen verschließen. Auch jegliche andere Freizeitaktivität die wir sonst noch auf der Liste gehabt hätten, war leider nicht mehr möglich. Was soll’s wir haben ja immer noch die tolle Aussicht!
Das war aber noch nicht genug…
Sonntag fuhren wir wieder zurück nachhause. Ohne Probleme und ohne Corona. So ziemlich genau in dem Moment, als wir über die Grenze fuhren kam die Meldung, dass ab Montag die Grenzen zur Schweiz/Deutschland hin „abgeriegelt“ werden. Wir wären natürlich so oder so noch zurück nach Deutschland gekommen, dennoch war auch hier das Timing einfach wieder perfekt. Als wäre das alles nicht schon genug wurde mittlerweile ja auch schon allen Rückkehrern aus der Schweiz, Österreich und Italien geraten, sich selbst in eine freiwillige zweiwöchige Quarantäne zu begeben.
Kurzum: während wir unsere Zeit in den Schweizer Alpen genossen hatten, ging scheinbar überall sonst auf der Welt ebendiese, in einer äußerst hohen Geschwindigkeit, unter.
Natürlich kann man im Nachhinein gut sagen, dass man damit vorher ja schon hätte rechnen können. Doch wer denkt schon daran, dass sich die Ereignisse innerhalb kürzester Zeit so überhäufen, wenn sowohl in Deutschland, als auch in der Schweiz eine Stimmung herrscht, als wäre noch nichts in Europa angekommen (extrem gesagt).
Jetzt saßen wir unsere zwei Wochen freiwillige Quarantäne ganz brav zuhause ab und da draußen dreht sich die Welt inzwischen um ein Stückchen langsamer. Mal schauen, was da noch so alles kommen wird.
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